Berliner Morgenpost, February 18 2008

“Ich hatte von Anfang an keine Chance”

Dirigent Renato Palumbo verabschiedet sich von der Deutschen Oper Berlin

Der Italiener Renato Palumbo gab Ende Oktober sein Amt an der Deutschen Oper Berlin vorzeitig auf

Als Generalmusikdirektor (GMD) trat Renato Palumbo im Oktober vorzeitig zurück. Bei den Verdi-Wochen an der Deutschen Oper wird der Italiener noch “Simon Boccanegra” und die “Aida”-Premiere dirigieren. Aber danach sei Schluss, sagt Palumbo im Gespräch mit Volker Tarnow.

Berliner Morgenpost: Was werden Sie nach den Verdi-Wochen tun?

Renato Palumbo: Ich habe bis 2012/13 viele Engagements von großen europäischen und amerikanischen Häusern.

Auch von der Deutschen Oper?

Ja, Frau Harms hat mich wieder eingeladen, aber ich denke doch, dass ich nun die Arbeit Anderen überlassen werde.

Sie übernehmen jetzt eine Premiere in einem Haus, wo Sie soeben als GMD gekündigt haben. Ist das preußische Pflichterfüllung?

Das ist eine ganz professionelle Sache. Man sollte seine Verpflichtungen zu Ende bringen, wenn die Umstände es erlauben. Man hatte Probleme, für die restlichen Produktionen andere Dirigenten zu finden, und diesen Gefallen erweise ich dem Haus gern zum Abschied. Die Entscheidung, vom Amt zurückzutreten, war mit sehr viel Leiden verbunden, aber ich gehe jetzt in Frieden. Ich wollte den Beteiligten sofort Raum lassen für eine personelle Alternative, und sie haben ja auch gleich eine sehr gute gefunden.

Es hatte sich schnell abgezeichnet, dass Sie keine guten Kritiken bekommen. Wussten Sie nicht, worauf Sie sich in Berlin einlassen?

Die Presse macht nur ihre Arbeit. Sie hat heutzutage nicht mehr so viel Macht, über die Karriere eines Dirigenten entscheiden könnte. Die Probleme waren andere. Ich kam 2004 an die Deutsche Oper, zunächst für einen “Troubadour” und später für die Premiere “Manon Lescaut”. Ich habe während der Troubadour-Zeit wunderbare Erfahrungen gemacht, man kann hier gut arbeiten, die Menschen sind sehr herzlich. Natürlich habe ich auch von den Problemen erfahren, von der Identitätssuche, die spätestens mit dem Tod von Götz Friedrich einsetzte. Während der “Manon”-Proben erhielt ich schon Nachrichten, die mir sagten, dass Berlin nicht der richtige Ort für mich ist. Ich lehnte Frau Harms’ Angebote, GMD zu werden, mehrmals ab, denn ich wusste, dass ich nicht die richtige Persönlichkeit für eine solche Machtposition bin.

“Macht’ bedeutet aber auch konkrete Gestaltungsmöglichkeit.

Ja, nachdem Frau Harms insistierte, fragte ich nach bestimmten Garantien, um hier künstlerisch einwirken zu können. Ich habe vom Haus alle gewünschten Garantien erhalten. Doch am ersten Tag nach meiner Unterschrift, als ich dem Orchester gegenüberstand, wurde mir sofort klar, dass diese Garantien nicht eingehalten werden würden.

Von wem nicht?

Das Orchester respektiert mich als Dirigenten, aber sicherlich hätten sie als GMD einen berühmteren Namen vorgezogen. Ich habe trotzdem hier eine Wohnung gekauft, habe viele andere Verpflichtungen abgesagt. Ich habe wirklich meinen ganzen Willen in die Sache gelegt. Die Art und Weise, wie der Vertrag zustande kam, war jedoch nicht korrekt, es bestand von Anfang an keine Erfolgschance für mich.

Warum haben Sie nicht auf die Garantien gepocht?

Der Vertrag ist nur ein Stück Papier, viel wichtiger ist das Verhältnis zwischen den einzelnen Personen. Andere Probleme kamen hinzu: ein Jahr vor mir war ein ständiger Gastdirigent eingestellt worden, dem man bereits für die Premiere des ,Simon Boccanegra’ verpflichtet hatte. Ich hätte natürlich damals auf Änderungen bestehen können, aber als Kollege und Musiker wollte ich hier nicht sofort eine Revolution beginnen.

Es war der heftig kritisierte “Freischütz”, der das schnelle Ende einleitete.

Ich hatte schon vor dem “Freischütz” beschlossen, hier wegzugehen, nämlich in dem Moment, als ich die reale Situation des Theaters begriff.

Einfluss aufs Programm konnten Sie sich für die ersten zwei, drei Jahre nicht erwarten.

Am Tag nach der Freischütz-Premiere stand in den Zeitungen: es reicht mit den Misserfolgen, Palumbo muss gehen. Das war erst meine zweite Produktion! Berlin und das Theater haben meine Präsenz nicht gewünscht. Deswegen wurde der Vertrag auf meine Bitte hin in der freundschaftlichsten Art und Weise aufgelöst. Sicher wollte Frau Harms das Beste für ihr Haus, aber dass ich von der Intendanz eingesetzt, sozusagen dem Orchester vorgesetzt wurde, das hat das gesamte Gleichgewicht in der Bismarckstraße durcheinander gebracht.

Die Schwierigkeiten fingen also bei der Vertragsunterzeichnung an?

Das war in der Tat leider ein kleines Problem. Ich bin mit Frau Harms befreundet, sie hat mir stets großes Vertrauen entgegen gebracht – aber meine Nominierung wurde ein wenig zu leicht genommen.

“Ich hatte von Anfang an keine Chance”

Dirigent Renato Palumbo verabschiedet sich von der Deutschen Oper Berlin

Der Italiener Renato Palumbo gab Ende Oktober sein Amt an der Deutschen Oper Berlin vorzeitig auf

Als Generalmusikdirektor (GMD) trat Renato Palumbo im Oktober vorzeitig zurück. Bei den Verdi-Wochen an der Deutschen Oper wird der Italiener noch “Simon Boccanegra” und die “Aida”-Premiere dirigieren. Aber danach sei Schluss, sagt Palumbo im Gespräch mit Volker Tarnow.

Berliner Morgenpost: Was werden Sie nach den Verdi-Wochen tun?

Renato Palumbo: Ich habe bis 2012/13 viele Engagements von großen europäischen und amerikanischen Häusern.

Auch von der Deutschen Oper?

Ja, Frau Harms hat mich wieder eingeladen, aber ich denke doch, dass ich nun die Arbeit Anderen überlassen werde.

Sie übernehmen jetzt eine Premiere in einem Haus, wo Sie soeben als GMD gekündigt haben. Ist das preußische Pflichterfüllung?

Das ist eine ganz professionelle Sache. Man sollte seine Verpflichtungen zu Ende bringen, wenn die Umstände es erlauben. Man hatte Probleme, für die restlichen Produktionen andere Dirigenten zu finden, und diesen Gefallen erweise ich dem Haus gern zum Abschied. Die Entscheidung, vom Amt zurückzutreten, war mit sehr viel Leiden verbunden, aber ich gehe jetzt in Frieden. Ich wollte den Beteiligten sofort Raum lassen für eine personelle Alternative, und sie haben ja auch gleich eine sehr gute gefunden.

Es hatte sich schnell abgezeichnet, dass Sie keine guten Kritiken bekommen. Wussten Sie nicht, worauf Sie sich in Berlin einlassen?

Die Presse macht nur ihre Arbeit. Sie hat heutzutage nicht mehr so viel Macht, über die Karriere eines Dirigenten entscheiden könnte. Die Probleme waren andere. Ich kam 2004 an die Deutsche Oper, zunächst für einen “Troubadour” und später für die Premiere “Manon Lescaut”. Ich habe während der Troubadour-Zeit wunderbare Erfahrungen gemacht, man kann hier gut arbeiten, die Menschen sind sehr herzlich. Natürlich habe ich auch von den Problemen erfahren, von der Identitätssuche, die spätestens mit dem Tod von Götz Friedrich einsetzte. Während der “Manon”-Proben erhielt ich schon Nachrichten, die mir sagten, dass Berlin nicht der richtige Ort für mich ist. Ich lehnte Frau Harms’ Angebote, GMD zu werden, mehrmals ab, denn ich wusste, dass ich nicht die richtige Persönlichkeit für eine solche Machtposition bin.

“Macht’ bedeutet aber auch konkrete Gestaltungsmöglichkeit.

Ja, nachdem Frau Harms insistierte, fragte ich nach bestimmten Garantien, um hier künstlerisch einwirken zu können. Ich habe vom Haus alle gewünschten Garantien erhalten. Doch am ersten Tag nach meiner Unterschrift, als ich dem Orchester gegenüberstand, wurde mir sofort klar, dass diese Garantien nicht eingehalten werden würden.

Von wem nicht?

Das Orchester respektiert mich als Dirigenten, aber sicherlich hätten sie als GMD einen berühmteren Namen vorgezogen. Ich habe trotzdem hier eine Wohnung gekauft, habe viele andere Verpflichtungen abgesagt. Ich habe wirklich meinen ganzen Willen in die Sache gelegt. Die Art und Weise, wie der Vertrag zustande kam, war jedoch nicht korrekt, es bestand von Anfang an keine Erfolgschance für mich.

Warum haben Sie nicht auf die Garantien gepocht?

Der Vertrag ist nur ein Stück Papier, viel wichtiger ist das Verhältnis zwischen den einzelnen Personen. Andere Probleme kamen hinzu: ein Jahr vor mir war ein ständiger Gastdirigent eingestellt worden, dem man bereits für die Premiere des ,Simon Boccanegra’ verpflichtet hatte. Ich hätte natürlich damals auf Änderungen bestehen können, aber als Kollege und Musiker wollte ich hier nicht sofort eine Revolution beginnen.

Es war der heftig kritisierte “Freischütz”, der das schnelle Ende einleitete.

Ich hatte schon vor dem “Freischütz” beschlossen, hier wegzugehen, nämlich in dem Moment, als ich die reale Situation des Theaters begriff.

Einfluss aufs Programm konnten Sie sich für die ersten zwei, drei Jahre nicht erwarten.

Am Tag nach der Freischütz-Premiere stand in den Zeitungen: es reicht mit den Misserfolgen, Palumbo muss gehen. Das war erst meine zweite Produktion! Berlin und das Theater haben meine Präsenz nicht gewünscht. Deswegen wurde der Vertrag auf meine Bitte hin in der freundschaftlichsten Art und Weise aufgelöst. Sicher wollte Frau Harms das Beste für ihr Haus, aber dass ich von der Intendanz eingesetzt, sozusagen dem Orchester vorgesetzt wurde, das hat das gesamte Gleichgewicht in der Bismarckstraße durcheinander gebracht.

Die Schwierigkeiten fingen also bei der Vertragsunterzeichnung an?

Das war in der Tat leider ein kleines Problem. Ich bin mit Frau Harms befreundet, sie hat mir stets großes Vertrauen entgegen gebracht – aber meine Nominierung wurde ein wenig zu leicht genommen.

 

“Ich hatte von Anfang an keine Chance”

Dirigent Renato Palumbo verabschiedet sich von der Deutschen Oper Berlin

Der Italiener Renato Palumbo gab Ende Oktober sein Amt an der Deutschen Oper Berlin vorzeitig auf

Als Generalmusikdirektor (GMD) trat Renato Palumbo im Oktober vorzeitig zurück. Bei den Verdi-Wochen an der Deutschen Oper wird der Italiener noch “Simon Boccanegra” und die “Aida”-Premiere dirigieren. Aber danach sei Schluss, sagt Palumbo im Gespräch mit Volker Tarnow.

Berliner Morgenpost: Was werden Sie nach den Verdi-Wochen tun?

Renato Palumbo: Ich habe bis 2012/13 viele Engagements von großen europäischen und amerikanischen Häusern.

Auch von der Deutschen Oper?

Ja, Frau Harms hat mich wieder eingeladen, aber ich denke doch, dass ich nun die Arbeit Anderen überlassen werde.

Sie übernehmen jetzt eine Premiere in einem Haus, wo Sie soeben als GMD gekündigt haben. Ist das preußische Pflichterfüllung?

Das ist eine ganz professionelle Sache. Man sollte seine Verpflichtungen zu Ende bringen, wenn die Umstände es erlauben. Man hatte Probleme, für die restlichen Produktionen andere Dirigenten zu finden, und diesen Gefallen erweise ich dem Haus gern zum Abschied. Die Entscheidung, vom Amt zurückzutreten, war mit sehr viel Leiden verbunden, aber ich gehe jetzt in Frieden. Ich wollte den Beteiligten sofort Raum lassen für eine personelle Alternative, und sie haben ja auch gleich eine sehr gute gefunden.

Es hatte sich schnell abgezeichnet, dass Sie keine guten Kritiken bekommen. Wussten Sie nicht, worauf Sie sich in Berlin einlassen?

Die Presse macht nur ihre Arbeit. Sie hat heutzutage nicht mehr so viel Macht, über die Karriere eines Dirigenten entscheiden könnte. Die Probleme waren andere. Ich kam 2004 an die Deutsche Oper, zunächst für einen “Troubadour” und später für die Premiere “Manon Lescaut”. Ich habe während der Troubadour-Zeit wunderbare Erfahrungen gemacht, man kann hier gut arbeiten, die Menschen sind sehr herzlich. Natürlich habe ich auch von den Problemen erfahren, von der Identitätssuche, die spätestens mit dem Tod von Götz Friedrich einsetzte. Während der “Manon”-Proben erhielt ich schon Nachrichten, die mir sagten, dass Berlin nicht der richtige Ort für mich ist. Ich lehnte Frau Harms’ Angebote, GMD zu werden, mehrmals ab, denn ich wusste, dass ich nicht die richtige Persönlichkeit für eine solche Machtposition bin.

“Macht’ bedeutet aber auch konkrete Gestaltungsmöglichkeit.

Ja, nachdem Frau Harms insistierte, fragte ich nach bestimmten Garantien, um hier künstlerisch einwirken zu können. Ich habe vom Haus alle gewünschten Garantien erhalten. Doch am ersten Tag nach meiner Unterschrift, als ich dem Orchester gegenüberstand, wurde mir sofort klar, dass diese Garantien nicht eingehalten werden würden.

Von wem nicht?

Das Orchester respektiert mich als Dirigenten, aber sicherlich hätten sie als GMD einen berühmteren Namen vorgezogen. Ich habe trotzdem hier eine Wohnung gekauft, habe viele andere Verpflichtungen abgesagt. Ich habe wirklich meinen ganzen Willen in die Sache gelegt. Die Art und Weise, wie der Vertrag zustande kam, war jedoch nicht korrekt, es bestand von Anfang an keine Erfolgschance für mich.

Warum haben Sie nicht auf die Garantien gepocht?

Der Vertrag ist nur ein Stück Papier, viel wichtiger ist das Verhältnis zwischen den einzelnen Personen. Andere Probleme kamen hinzu: ein Jahr vor mir war ein ständiger Gastdirigent eingestellt worden, dem man bereits für die Premiere des ,Simon Boccanegra’ verpflichtet hatte. Ich hätte natürlich damals auf Änderungen bestehen können, aber als Kollege und Musiker wollte ich hier nicht sofort eine Revolution beginnen.

Es war der heftig kritisierte “Freischütz”, der das schnelle Ende einleitete.

Ich hatte schon vor dem “Freischütz” beschlossen, hier wegzugehen, nämlich in dem Moment, als ich die reale Situation des Theaters begriff.

Einfluss aufs Programm konnten Sie sich für die ersten zwei, drei Jahre nicht erwarten.

Am Tag nach der Freischütz-Premiere stand in den Zeitungen: es reicht mit den Misserfolgen, Palumbo muss gehen. Das war erst meine zweite Produktion! Berlin und das Theater haben meine Präsenz nicht gewünscht. Deswegen wurde der Vertrag auf meine Bitte hin in der freundschaftlichsten Art und Weise aufgelöst. Sicher wollte Frau Harms das Beste für ihr Haus, aber dass ich von der Intendanz eingesetzt, sozusagen dem Orchester vorgesetzt wurde, das hat das gesamte Gleichgewicht in der Bismarckstraße durcheinander gebracht.

Die Schwierigkeiten fingen also bei der Vertragsunterzeichnung an?

Das war in der Tat leider ein kleines Problem. Ich bin mit Frau Harms befreundet, sie hat mir stets großes Vertrauen entgegen gebracht – aber meine Nominierung wurde ein wenig zu leicht genommen.

“Ich hatte von Anfang an keine Chance”

Dirigent Renato Palumbo verabschiedet sich von der Deutschen Oper Berlin

Der Italiener Renato Palumbo gab Ende Oktober sein Amt an der Deutschen Oper Berlin vorzeitig auf

Als Generalmusikdirektor (GMD) trat Renato Palumbo im Oktober vorzeitig zurück. Bei den Verdi-Wochen an der Deutschen Oper wird der Italiener noch “Simon Boccanegra” und die “Aida”-Premiere dirigieren. Aber danach sei Schluss, sagt Palumbo im Gespräch mit Volker Tarnow.

Berliner Morgenpost: Was werden Sie nach den Verdi-Wochen tun?

Renato Palumbo: Ich habe bis 2012/13 viele Engagements von großen europäischen und amerikanischen Häusern.

Auch von der Deutschen Oper?

Ja, Frau Harms hat mich wieder eingeladen, aber ich denke doch, dass ich nun die Arbeit Anderen überlassen werde.

Sie übernehmen jetzt eine Premiere in einem Haus, wo Sie soeben als GMD gekündigt haben. Ist das preußische Pflichterfüllung?

Das ist eine ganz professionelle Sache. Man sollte seine Verpflichtungen zu Ende bringen, wenn die Umstände es erlauben. Man hatte Probleme, für die restlichen Produktionen andere Dirigenten zu finden, und diesen Gefallen erweise ich dem Haus gern zum Abschied. Die Entscheidung, vom Amt zurückzutreten, war mit sehr viel Leiden verbunden, aber ich gehe jetzt in Frieden. Ich wollte den Beteiligten sofort Raum lassen für eine personelle Alternative, und sie haben ja auch gleich eine sehr gute gefunden.

Es hatte sich schnell abgezeichnet, dass Sie keine guten Kritiken bekommen. Wussten Sie nicht, worauf Sie sich in Berlin einlassen?

Die Presse macht nur ihre Arbeit. Sie hat heutzutage nicht mehr so viel Macht, über die Karriere eines Dirigenten entscheiden könnte. Die Probleme waren andere. Ich kam 2004 an die Deutsche Oper, zunächst für einen “Troubadour” und später für die Premiere “Manon Lescaut”. Ich habe während der Troubadour-Zeit wunderbare Erfahrungen gemacht, man kann hier gut arbeiten, die Menschen sind sehr herzlich. Natürlich habe ich auch von den Problemen erfahren, von der Identitätssuche, die spätestens mit dem Tod von Götz Friedrich einsetzte. Während der “Manon”-Proben erhielt ich schon Nachrichten, die mir sagten, dass Berlin nicht der richtige Ort für mich ist. Ich lehnte Frau Harms’ Angebote, GMD zu werden, mehrmals ab, denn ich wusste, dass ich nicht die richtige Persönlichkeit für eine solche Machtposition bin.

“Macht’ bedeutet aber auch konkrete Gestaltungsmöglichkeit.

Ja, nachdem Frau Harms insistierte, fragte ich nach bestimmten Garantien, um hier künstlerisch einwirken zu können. Ich habe vom Haus alle gewünschten Garantien erhalten. Doch am ersten Tag nach meiner Unterschrift, als ich dem Orchester gegenüberstand, wurde mir sofort klar, dass diese Garantien nicht eingehalten werden würden.

Von wem nicht?

Das Orchester respektiert mich als Dirigenten, aber sicherlich hätten sie als GMD einen berühmteren Namen vorgezogen. Ich habe trotzdem hier eine Wohnung gekauft, habe viele andere Verpflichtungen abgesagt. Ich habe wirklich meinen ganzen Willen in die Sache gelegt. Die Art und Weise, wie der Vertrag zustande kam, war jedoch nicht korrekt, es bestand von Anfang an keine Erfolgschance für mich.

Warum haben Sie nicht auf die Garantien gepocht?

Der Vertrag ist nur ein Stück Papier, viel wichtiger ist das Verhältnis zwischen den einzelnen Personen. Andere Probleme kamen hinzu: ein Jahr vor mir war ein ständiger Gastdirigent eingestellt worden, dem man bereits für die Premiere des ,Simon Boccanegra’ verpflichtet hatte. Ich hätte natürlich damals auf Änderungen bestehen können, aber als Kollege und Musiker wollte ich hier nicht sofort eine Revolution beginnen.

Es war der heftig kritisierte “Freischütz”, der das schnelle Ende einleitete.

Ich hatte schon vor dem “Freischütz” beschlossen, hier wegzugehen, nämlich in dem Moment, als ich die reale Situation des Theaters begriff.

Einfluss aufs Programm konnten Sie sich für die ersten zwei, drei Jahre nicht erwarten.

Am Tag nach der Freischütz-Premiere stand in den Zeitungen: es reicht mit den Misserfolgen, Palumbo muss gehen. Das war erst meine zweite Produktion! Berlin und das Theater haben meine Präsenz nicht gewünscht. Deswegen wurde der Vertrag auf meine Bitte hin in der freundschaftlichsten Art und Weise aufgelöst. Sicher wollte Frau Harms das Beste für ihr Haus, aber dass ich von der Intendanz eingesetzt, sozusagen dem Orchester vorgesetzt wurde, das hat das gesamte Gleichgewicht in der Bismarckstraße durcheinander gebracht.

Die Schwierigkeiten fingen also bei der Vertragsunterzeichnung an?

Das war in der Tat leider ein kleines Problem. Ich bin mit Frau Harms befreundet, sie hat mir stets großes Vertrauen entgegen gebracht – aber meine Nominierung wurde ein wenig zu leicht genommen.

“Ich hatte von Anfang an keine Chance”

Dirigent Renato Palumbo verabschiedet sich von der Deutschen Oper Berlin

Der Italiener Renato Palumbo gab Ende Oktober sein Amt an der Deutschen Oper Berlin vorzeitig auf

Als Generalmusikdirektor (GMD) trat Renato Palumbo im Oktober vorzeitig zurück. Bei den Verdi-Wochen an der Deutschen Oper wird der Italiener noch “Simon Boccanegra” und die “Aida”-Premiere dirigieren. Aber danach sei Schluss, sagt Palumbo im Gespräch mit Volker Tarnow.

Berliner Morgenpost: Was werden Sie nach den Verdi-Wochen tun?

Renato Palumbo: Ich habe bis 2012/13 viele Engagements von großen europäischen und amerikanischen Häusern.

Auch von der Deutschen Oper?

Ja, Frau Harms hat mich wieder eingeladen, aber ich denke doch, dass ich nun die Arbeit Anderen überlassen werde.

Sie übernehmen jetzt eine Premiere in einem Haus, wo Sie soeben als GMD gekündigt haben. Ist das preußische Pflichterfüllung?

Das ist eine ganz professionelle Sache. Man sollte seine Verpflichtungen zu Ende bringen, wenn die Umstände es erlauben. Man hatte Probleme, für die restlichen Produktionen andere Dirigenten zu finden, und diesen Gefallen erweise ich dem Haus gern zum Abschied. Die Entscheidung, vom Amt zurückzutreten, war mit sehr viel Leiden verbunden, aber ich gehe jetzt in Frieden. Ich wollte den Beteiligten sofort Raum lassen für eine personelle Alternative, und sie haben ja auch gleich eine sehr gute gefunden.

Es hatte sich schnell abgezeichnet, dass Sie keine guten Kritiken bekommen. Wussten Sie nicht, worauf Sie sich in Berlin einlassen?

Die Presse macht nur ihre Arbeit. Sie hat heutzutage nicht mehr so viel Macht, über die Karriere eines Dirigenten entscheiden könnte. Die Probleme waren andere. Ich kam 2004 an die Deutsche Oper, zunächst für einen “Troubadour” und später für die Premiere “Manon Lescaut”. Ich habe während der Troubadour-Zeit wunderbare Erfahrungen gemacht, man kann hier gut arbeiten, die Menschen sind sehr herzlich. Natürlich habe ich auch von den Problemen erfahren, von der Identitätssuche, die spätestens mit dem Tod von Götz Friedrich einsetzte. Während der “Manon”-Proben erhielt ich schon Nachrichten, die mir sagten, dass Berlin nicht der richtige Ort für mich ist. Ich lehnte Frau Harms’ Angebote, GMD zu werden, mehrmals ab, denn ich wusste, dass ich nicht die richtige Persönlichkeit für eine solche Machtposition bin.

“Macht’ bedeutet aber auch konkrete Gestaltungsmöglichkeit.

Ja, nachdem Frau Harms insistierte, fragte ich nach bestimmten Garantien, um hier künstlerisch einwirken zu können. Ich habe vom Haus alle gewünschten Garantien erhalten. Doch am ersten Tag nach meiner Unterschrift, als ich dem Orchester gegenüberstand, wurde mir sofort klar, dass diese Garantien nicht eingehalten werden würden.

Von wem nicht?

Das Orchester respektiert mich als Dirigenten, aber sicherlich hätten sie als GMD einen berühmteren Namen vorgezogen. Ich habe trotzdem hier eine Wohnung gekauft, habe viele andere Verpflichtungen abgesagt. Ich habe wirklich meinen ganzen Willen in die Sache gelegt. Die Art und Weise, wie der Vertrag zustande kam, war jedoch nicht korrekt, es bestand von Anfang an keine Erfolgschance für mich.

Warum haben Sie nicht auf die Garantien gepocht?

Der Vertrag ist nur ein Stück Papier, viel wichtiger ist das Verhältnis zwischen den einzelnen Personen. Andere Probleme kamen hinzu: ein Jahr vor mir war ein ständiger Gastdirigent eingestellt worden, dem man bereits für die Premiere des ,Simon Boccanegra’ verpflichtet hatte. Ich hätte natürlich damals auf Änderungen bestehen können, aber als Kollege und Musiker wollte ich hier nicht sofort eine Revolution beginnen.

Es war der heftig kritisierte “Freischütz”, der das schnelle Ende einleitete.

Ich hatte schon vor dem “Freischütz” beschlossen, hier wegzugehen, nämlich in dem Moment, als ich die reale Situation des Theaters begriff.

Einfluss aufs Programm konnten Sie sich für die ersten zwei, drei Jahre nicht erwarten.

Am Tag nach der Freischütz-Premiere stand in den Zeitungen: es reicht mit den Misserfolgen, Palumbo muss gehen. Das war erst meine zweite Produktion! Berlin und das Theater haben meine Präsenz nicht gewünscht. Deswegen wurde der Vertrag auf meine Bitte hin in der freundschaftlichsten Art und Weise aufgelöst. Sicher wollte Frau Harms das Beste für ihr Haus, aber dass ich von der Intendanz eingesetzt, sozusagen dem Orchester vorgesetzt wurde, das hat das gesamte Gleichgewicht in der Bismarckstraße durcheinander gebracht.

Die Schwierigkeiten fingen also bei der Vertragsunterzeichnung an?

Das war in der Tat leider ein kleines Problem. Ich bin mit Frau Harms befreundet, sie hat mir stets großes Vertrauen entgegen gebracht – aber meine Nominierung wurde ein wenig zu leicht genommen.

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